Am 01.05.2022 gingen wir in Hamburg als breites Bündnis revolutionärer und antifaschistischer Gruppen auf die Straße. Zwei Jahre Pandemie im Nacken, aktuelle tobende Kriege und eine stetige Verschlechterung unserer Lebensumstände durch rasant steigende Preise sind Folgen eines Systems der Profitmaximierung und des stetigen Wachstums. Kapitalismus und Krise hängen nicht nur miteinander zusammen, sie bedingen sich gegenseitig.
Als Revolutionär:innen ist es uns wichtig, eben diese Zusammenhänge aufzuzeigen und diese der Arbeiter:innenklasse zu vermitteln, denn wir alle sitzen im selben Boot und unsere Probleme haben oftmals einen ähnlichen Ursprung. Das Motto der diesjährigen revolutionären 1. Mai Demo war entsprechend, Kapitalismus ist Pandemie, Krieg und Krise!
Ziel war es, einen Schritt auf die Anwohner:innen zuzugehen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Im Vorfeld der Demonstration wurden Anwohner:inneninformationen an sämtlichen Häuser entlang der Route verteilt und auf die Demonstration hingewiesen.
Die Demonstration startete in diesem Jahr am Berliner Tor und zog von dort durch die Arbeiter:innenviertel im Hamburger Osten bis zum Bahnhof Barmbek. Das Auftreten war zivil, wütend und gut organisiert, die Teilnehmer:innen der Demonstration wurden darum gebeten, sich diesem Auftreten anzupassen, um Inhalte attraktiver zum Ausdruck zu bringen. Um eben diese möglichst deutlich zu vermitteln, gab es drei Blöcke mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Im vorderen Teil der Demonstration stellte sich der Klassenkampfblock auf, welcher mit lautstarken Parolen auf die Lage der arbeitenden Bevölkerung aufmerksam machte und mit einer klassenkämpferischen Ausrichtung eine Lösung unserer Probleme thematisierte. Hinter dem Lautsprecherwagen stellte sich der Antimilitarische Block auf, welcher die Aufrüstungs- und Kriegspolitik der NATO kritisch und wütend auf der Straße kritisierte und die Solidarität mit den unterdrückten Völkern in Kurdistan und Palästina propagierte. Im hinteren drittel der Demonstration stellte sich der antifaschistische Block auf, welcher seine Wut über das Erstarken faschistischer Kräfte und Repression gegen Linke zum Ausdruck brachte und dabei von vielen jungen Genoss:innen unterstützt wurde.
Im Vorfeld mobilisierten wir mit Flyern, welche bereits Informationen zu den verschiedenen Blöcken beinhalteten und auf der Demo selbst gab es in jedem Block ein Transparent, was den spezifischen Themenschwerpunkt aufzeigte.
Die etwa 3 Stunden andauernde Demo war mit etwa 3000 Teilnehmer:innen eine der größten 1. Mai Demonstrationen der letzten Jahre in Hamburg und übertraf unsere eigenen Erwartungen an die Teilnehmer:innenzahl deutlich. Lautstark zogen wir durch den Hamburger Osten und riefen Parolen wie “100 Milliarden für Bildung und Gesundheit”. Das zivile Auftreten und die klare Benennung von Problemen, die wir alle aus unserem Alltag kennen, kam bei den Anwohner:innen und bei stehenden Passant:innen gut an. Viele winkten dem Demozug zu, reihten sich in die Demonstration ein, hissten Antifa-Flaggen oder streckten Fäuste aus ihren Fenstern. Auf dem letzten Abschnitt der Demo platzierten Genoss:innen rote Fahnen, Graffitis und Banner und grüßten so die Demonstrierenden. Gegen 20 Uhr erreichte die Demonstration das Ziel am Barmbeker Bahnhof.
Abgesehen von einigen Machtdemonstrationen und Provokationen der Polizei gab es in diesem Jahr keine Zwischenfälle auf unserer Demonstration. Die starke Beteiligung an der Demonstration, wird seinen Teil dazu beigetragen haben dass, die Polizei weitgehend deeskalativ wirkte. Anders sah es bei der anarchistischen Demo in Wilhelmsburg aus, wo mehrere hunderte Menschen teilnahmen. Die Cops prügelten dort heftig auf Teilnehmer:innen der Demo ein, verletzten einige schwer und nahmen mehrere Menschen fest. Für uns ist klar, wir solidarisieren uns mit den Opfern von Polizeigewalt und appellieren an dieser Stelle, die revolutionären Kräfte nicht zu spalten in Form mehrerer Demonstrationen, sondern einheitlich und gemeinsam, den 1.Mai als Kampftag zu begehen.
Als Bündnis bedanken wir uns bei allen Menschen, die in der Organisation mitgewirkt und/oder sich an der revolutionären 1. Mai Demo beteiligt haben. Ein großer Dank geht an das Sanitätsnetzwerk Hamburg, welches die Demonstration von Anfang bis Ende mit mehreren Sanitäter:innen absicherte. 3000 Menschen auf den Straßen Hamburgs gegen dieses kranke System sind ein starkes Zeichen! Wir konnten in diesem Jahr mit einem klassenbewussten und organisierten Auftritt viele Menschen erreichen. Daran werden wir anknüpfen und nächstes Jahr noch besser organisiert auftreten. Die hohen Teilnehmer:innenzahlen am diesjährigen 1.Mai zeigten uns deutlich: Die Folgen dieses kapitalistischen Systems spüren wir alle und revolutionäre Ansätze zur Überwindung dieser Umstände finden zunehmend gesellschaftlichen Anklang.
Wir schauen positiv in das weitere Jahr und begeben uns jetzt wieder in die Tageskämpfe, denn wir müssen uns stärker in der Bevölkerung verankern, um wieder eine relevante und ernst zunehmende Kraft im politischen geschehen in Hamburg zu werden. Dieser 1.Mai war ein guter Startschuss und zeigt uns deutlich, was wir mit vereinter Kraft auf die Beine stellen können,wenn wir es wollen.
Es lebe der 1.Mai
Für eine Welt ohne Krieg und Krisen, für den Sozialismus!